The Chameleons - Script Of The Bridge

Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich über das zweite Album von The Chameleons schrieb. Dabei habe ich einen Vergleich zum Debütalbum der Band gezogen. Dieses Album hat mir die Zufallssuche von Discogs nun vorgeschlagen. „Script Of The Bridge“ wurde am 08.08.1983 veröffentlicht und ist meiner Meinung nach eines der besten Post-Punk-Alben der Achtziger. Es kombiniert die Dynamik des Punk mit melodischen zweistimmigen New-Wave-Gitarren. Vielleicht hätten auch Joy Division so geklungen, wenn es nicht zum tragischen Ende der Band gekommen wäre? Allerdings setzten The Chameleons auf ihrem Erstlingswerk Keyboards noch ganz sparsam ein.

Das Album beginnt sehr energisch mit dem Opener „Don’t Fall“, einem meiner Lieblingslieder. Ein toller Basslauf von Mark Burgess und das treibende Schlagzeug von John Lever treffen auf die Gitarren von Reg Smithies und Dave Fielding, die brilliant zusammenarbeiten, eine Art Markenzeichen der Chameleons. Und es folgen weitere wunderschöne Lieder, allen voran „Monkeyland“, „Second Skin“ (das sogar von Scooter gecovert wurde), „Up The Down Escalator“, „Less Than Human“, „Pleasure And Pain“ und „Paper Tigers“.

Gerade „Second Skin“, „Less Than Human“ und „Pleasure And Pain“ sind mir in meinen späten Teenagerjahren sehr ans Herz gegangen. Die Songs sind zum Teil ruhig, einige steigern sich im Laufe und bieten einen schönen Kontrast von Strophe und Refrain, wie besispielsweise „Monkeyland“, das erst vorsichtig „Is there anyone there who understands me“ fragt und dann im Refrain förmlich explodiert.

Musikalisch ist das Album generell fast wegweisend und steht alleine in der Geschichte des Post-Punk. Solch ein Zusammenspiel der beiden Gitarristen gab es bei anderen Vertretern des Genres wie Joy Division, The Cure, Echo And The Bunnymen, The Sound und The Smiths so nicht. Das ist wirklich wie schon erwähnt ein Alleinstellungsmerkmal der Chameleons. Der Bass von Mark Burgess ist nicht so hervorstechend wie z. B. bei Peter Hook und Simon Gallup, er treibt trotzdem die Songs gemeinsam mit dem Schlagzeug an und bildet die Basis für die melodischen Gitarren.

Seine Texte stehen auch irgendwie zwischen den anderen Songwritern. Nicht so aussichtslos wie Ian Curtis, nicht so poetisch wie Robert Smith, nicht so mystisch wie Ian MacCulloch, nicht so verzweifelt wie Adrian Borland und nicht so ironisch wie Morrissey. Und doch zeichnet er emotionale und manchmal schmerzvolle Bilder, wie in „Less Than Human“ („I must have cried a thousand times feeling less than human“) , „Pleasure And Pain“ („There’s pleasure and pain, no loss, no gain“) und „Thursday’s Child“ („Please let my mind intact as I slowly crow older“). Das waren Passagen, die mich damals abgeholt haben und es heute noch tun.

Als Fazit kann ich nur mitgeben, ganz gleich, ob ihr die Chameleons schon kennt oder noch nicht, hört euch die Alben unbedingt (wieder) an. Sie sind zeitlos und haben ihren Charme nicht verloren. So sehe ich das zumindest. „What kind of times are these as they drive you to your knees“ („A Person Isn’t Save Anywhere These Days“).

2 Kommentare zu “DiscogsDienstag: The Chameleons – Script Of The Bridge

  1. @bauhausmensch
    Schöne Zusammenfassung.
    Erwähnenswert finde ich, das auf "Script of the Bridge" ursprünglich das grossartige "In Shreds" von der ersten, bereits 1982 erschienenen Single nicht drauf war. Das für die Chameleons recht agressive Stück ist erst durch die Single Wiederveröffentlichung (1985) mit "Nostalgia" als B-Seite und als Zugabe zu den CD-Reissues bekannter geworden.

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