Gestern spielte die Band IST IST aus Manchester im KENT Club in Hamburg. Supported wurde das Quartett von Undinyx, dem Soloprojekt von Laura Müller, Sängerin der Hamburger Band Grundeis.
Auch wenn meine Freundin mich nicht begleiten konnte, machte ich mich schweren Herzens auf den Weg nach Hamburg. Das ist mit U- und S-Bahnen recht einfach möglich, auch wenn es hin und wieder Streckensperrungen wegen geplanter Bauarbeiten oder spontanen Ereignissen gibt. Mittlerweile habe ich das Streckennetz schon recht gut kennengelernt und die HVV-App ist mein Freund. Aktuell fährt die U1 ab Norderstedt nur bis Ohlsdorf, aufgrund von eben solchen Baumaßnahmen, dort musste ich in die S1 umsteigen, mit der ich auch meine Ziele erreichen kann. Gestern wurde schon auf dem Bahnsteig, noch bevor ich die S-Bahn bestieg, durchgesagt, dass die S1 aufgrund eines Polizeieinsatzes durch einen Personenunfall nur bis Wandsbeker Chaussee fährt. Bei der Info rückte mein eigener Herzschmerz in den Hintergrund. Also stieg ich schon in Barmbek in die U3 um, fuhr bis zur Sternschanze und dann noch eine Station mit der S5 zur Holstenstraße (Funfact: Ab 2028 soll ich direkt mit der S5 von zu Hause nach Hamburg fahren können). Durch die Umsteigerei hatte ich eine halbe Stunde Zeit verloren, war jedoch noch 30 Minuten vor Konzertbeginn im Club, der übrigens direkt im Erdgeschoss der Neuen Flora liegt. Ich musste von der S-Bahn-Station Holstenstraße nur noch die Stresemannstraße überqueren und war schon dort.
Der KENT Club ist durchaus als „gehoben“ zu bezeichnen, kein Vergleich zu den anderen Hamburger Clubs, die ich bisher besucht hatte. Allerdings litt mein Wohlfühlfaktor bei dem dunklen, aber kühlen Ambiente, mein „Wohnzimmer“ ist eher das Hafenklang. Nach einem Einlaufbier friesischer Braukunst stellte ich mich direkt an die Bühne, um Undinyx zu sehen. Die anderen Besucher hielten sich noch zurück, ich vermute, sie konnten mit dem Supportact nichts anfangen. Als jemand, der selbst mit kleinen Bands auf Bühnen gestanden hat, weiß ich, wie gut es tut, wenn das Publikum nicht eine riesige Lücke vor der Bühne läßt. Undinyx habe ich schon im 08.11.2023 im Vorprogramm von Agent Side Grinder im Hafenklang gesehen und dort auch von ihrer Band Grundeis erfahren, die mittlerweile schon häufig beim GothDiscoInferno dabei waren und die am 12.12.2024 ihr neues Album Every Second an Ocean veröffentlichen. Als Udinyx tritt Laura solo auf, mit Playback aus dem Computer, Keyboard, Gitarre und Gesang werden dazu live vorgetragen. Der Sound war für mich akzeptabel, mir geht es in erster Linie um den Inhalt und die Darbietung, beides stimmt auf jeden Fall. Kräftige Beats und klangvolle Soundteppiche werden mit Keyboard- und Gitarrenmelodien garniert. Über denen thront der fast sphärische Gesang. Laura ist in der Bühnenperformance dadurch eingeschränkt, hat bei einigen Liedern aber kleine Tanzeinlagen gemacht. Leider wurde sie vor ihrem letzten Lied von der Technik abgewürgt. Es war wohl keine genaue Spielzeit ausgemacht und Laura war enttäuscht, ihren letzten Song nicht mehr spielen zu können, da es ein sehr schönes Lied gewesen sei. Welches, habe ich leider nicht gefragt. Ich habe dann meinen Posten vor der Bühne aufgegeben, weil ich eine Undinyx-Kassette kaufen wollte. Da ich nicht annehme, dass der Supportact eine Gage bekommen hat, finde ich es wichtig, auf diese Weise zu unterstützen. So konnte ich auch noch kurz mit Laura sprechen und habe auch Nils und Tobias von Grundeis getroffen. Leider kann ich nicht zu ihrer Record Release Show am 28.12.24 ins Hafenklang kommen, dafür haben sie mehrere Gigs im nächsten Jahr in Hamburg in Aussicht gestellt.
Durch meinen Plausch mit den Musikerkollegen hatte ich natürlich meinen Platz vor der Bühne eingebüßt und ich positionierte mich erstmal seitlich, wo auch Sitzgelegenheiten vorhanden waren. IST IST hatte ich schon 21.03.2024 in der Hebebühne in Hamburg live erlebt und wusste daher, was auf mich zu kam: Druckvoller Post-Punk mit einem Schlagzeug, für das der Begriff „treibend“ erfunden worden schien. Schon beim Opener Lost my Shadow ging die Post(-Punk) richtig ab und souverän trugen die vier ihr fast 90-minütiges Programm mit 20 Songs vor. Schnörkellos, aber beeindruckend gut. Passend dazu wird das Set durchgespielt, ohne sich um Zugaben bitten zu lassen. Mit den Hits – eigentlich waren es alles Hits – You’re Mine und Ghost, das ich auch als passenden Abschluss beim Gothdiscoinferno #39 gespielt habe, endete die Show.
Fazit: Beide Bands werde ich mir jederzeit nochmal ansehen und das hoffentlich wieder in Begleitung von @darkstar.
@bauhausmensch >Ich habe dann meinen Posten vor der Bühne aufgegeben, weil ich eine **Undinyx**-Kassette kaufen wollte.Kassette? Gibt's sowas noch?
Ja, auch große Bands bringen wieder Kassetten auf den Markt, z. B. The Cure mit ihrem neuen Album auch.