Gestern habe ich eine besondere Ausgabe vom #GothDiscoInferno gestreamt. Songs von und mit Ian Curtis, Bernard Sumner, Peter Hook, Stephen Morris und Gillian Gilbert. Neben New Order gab es noch einige Nebenprojekte und Zusammenarbeiten mit anderen Musikern. Natürlich waren auch die Vorgängerbands Warsaw und Joy Division dabei. Ich empfehle übrigens die Arte-Dokumentation „Macht, Korruption und Lügen“ (verfügbar bis 31.03.2025), die den Weg vom ersten New Order-Album „Movement“ zum Nachfolger „Power, Corruption & Lies“ beschreibt, inklusive der zeitgleich entstandenen Maxi „Blue Monday“.
Während „Movement“ noch den düsteren Geist von Joy Division in sich trägt, fanden die vier Musiker in der New Yorker Discoszene der frühen Achtziger die Inspiration zu ihrem eigenen Stil. Die Doku bietet auch sehr persönliche Einblicke, die mich als langjährigen Fan tief berührten.
Gestern habe ich folgende Songs gespielt, zu denen ich jeweils einige Infos liefern möchte.
1. Be Music – Theme
Unter dem Namen Be Music wurden von allen Mitgliedern Songs und Remixe veröffentlicht. „Theme“ wurde 1983 von Peter Hook als instrumentales Intro für die Konzerte der Post-Punk-Band Stockholm Monsters geschrieben, deren Produzent er auch war.
2. Electronic – Getting Away With It
Electronic war eine Supergroup, die aus Bernard Sumner und Johnny Marr (The Smiths) bestand und bei der zeitweise auch Neil Tennant (Pet Shop Boys) und Karl Bartos (Kraftwerk) mitwirkten. Bei „Getting Away With It“, 1989 als Single veröffentlicht, singt unverkennbar Neil Tennant mit. Leider kommen Johnny Marrs Gitarrenkünste bei Electronic nicht wie von The Smiths gewohnt zum Tragen, doch das läßt der Bandname ja schon vermuten. In den Neunzigern veröffentliche Electronic drei Alben, das letzte 1999.
3. Koishii & Hush feat. Gillian Gilbert – Lifetime – FM Attack Remix
Die Trance-Musiker und Remixer Koishii & Hush haben sich 2016 die vokale Unterstützung von Gillian Gilbert geholt, die auch den von ihr gesungenen Text schrieb.
4. Westbam feat. Bernard Sumner – She Wants
Auch der deutsche Rave-/Techno-Pionier Westbam arbeitet mit Gastsängern, z. B, auf seinem 2013er Album „Götterstrasse“, auf dem u. a. Iggy Pop, Richard Butler (The Psychedelic Furs), Brian Molko (Placebo), Hugh Cornwell (The Stranglers) und Bernard Sumner zu hören sind.
5. Warsaw – No Love Lost
Bevor die Band Joy Division hieß, nannte sie sich Warsaw. Es wurde ein Album aufgenommen, dass allerdings nicht offiziell veröffentlicht wurde und nur als Bootlegs weiter existiert. Die Songs wurden teilweise nach der Umbenennung neu aufgenommen, andere wurden verworfen. „No Love Lost“ erschien als eine der Neuaufnahmen auf der ersten EP von Joy Division, „An Ideal For Living“ (1978). Die frühere Version ist deutlich rauer.
6. Monaco – What Do You Want From Me?
In den 90ern lag New Order weitestgehend auf Eis, in der Dekade wurde nur das Album „Republic“ (1993) produziert. Das gab nicht nur Bernard Sumner die Gelegenheit, Electronic zu machen, auch Peter Hook gründete zunächst Revenge, zu denen ich später noch komme, und danach Monaco. Die erste Single „What Do You Want From Me?“ verpasste 1997 nur knapp die UK-Top10 und blieb die erfolgreichste Veröffentlichung.
7. New Order – Sunrise
Dieser Song ist vom dritten Album von New Order, „Low-Life“ (1985). Es ist meiner Meinung nach das beste New Order-Album und „Sunrise“ ist der perfekte New Order-Song. ‚Nuff said.
8. Freebass – Live Tomorrow You Go Down
Nachdem Peter Hook New Order 2007 verlassen hatte, gründete er mit den Bassisten Andy Rourke (The Smiths) und Gary Mounfield (The Stone Roses, Primal Scream) sowie dem Sänger Gary Briggs (Haven) die Supergroup Freebass. „Live Tomorrow You Go Down“ ist aus 2010 und der Gesang ist von Hooky.
9. Bad Lieutenant – Sink or Swim
Parallel zu Freebass gründete Bernard Sumner 2008 zusammen mit Phil Cunningham, der bei New Order 2001 Gillian Gilbert am Keyboard ersetzt hatte, und diversen Gastmusikern Bad Lieutenant. „Sink or Swim“ war 2009 die erste Single vom einzigen Album „Never Cry Another Tear“. 2011 wurde die Band zugunsten von New Order eingestampft.
10. Blank & Jones feat. Bernard Sumner – Miracle Cure (Genussmittel Remix by Mark Reeder)
Ebenfalls im Jahre 2008 arbeitete Bernard Sumner mit den Kölner DJs Blank & Jones zusammen. „Miracle Cure“ könnte auch ein New Order-Track sein. Der Remix ist von Mark Reeder, das war der Mann, der Joy Division am 21.01.1980 für ein Konzert nach Berlin ins Kantkino holte. Von ihm ist auch die Doku „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979–1989„.
11. The Other Two – Tasty Fish
Ich habe viel über Bernard Sumner und Peter Hook geschrieben, was haben eigentlich die anderen beiden gemacht? Das Ehepaar Gillian Gilbert und Stephen Morris nannte sich The Other Two und veröffentlichte 1991 die Single „Tasty Fish“ und 1993 das Album „The Other Two & You“. 1999 folgte das Album „Super Highways“.
12. Revenge – Seven Reasons
Bereits die erste kurze Pause von New Order zwischen den Alben „Technique“ (1988) und „Republic“ (1993) nutze Peter Hook, um 1989 die Band Revenge ins Leben zu rufen. „Seven Reasons“ ist die erste Single vom einzigen Album „One True Passion“.
13. Joy Division – Decades
„Here are the young men, the weight on their shoulders. Here are the young men, well where have they been?“ Das zweite Album von Joy Division, „Closer“, wurde zwei Monate vor dem Tod von Ian Curtis (18.05.1980) aufgenommen und zwei Monate nach seinem Tod veröffentlicht. Es enthält mehr Synthesizer als das Vorgängeralbum „Unknown Pleasures“ und bereitete somit schon den weiteren Weg von New Order vor. „Decades“ ist meiner Meinung nach das schönste Lied vom Album und von Joy Division überhaupt. Es ist sowohl der Abschluss des Albums als auch meiner Sendung.
Das GothDiscoInferno zum Nachhören: