Finger weg vom 49€-Ticket!

Das Deutschlandticket ist ein gutes Beispiel dafür, was in unserer Gesellschaft nicht funktioniert. Das liegt jedoch nicht am 49€-Ticket, wie es aufgrund des Preises genannt wird, sondern am Unwillen der politisch Verantwortlichen, es weiterhin für alle Menschys nutzbar zu machen. Wir Piraten fordern schon seit Jahren einen fahrscheinlosen ÖPNV – steuerfinanziert wie viele Subventionen im Automobilsektor. Diese sind auch der Gegenspieler des Deutschlandtickets. Es hat viele Menschys in Busse und Bahnen gebracht und ich persönlich schätze nicht nur den relativ erschwinglichen Preis, der allerdings für Bürgergeldempfänger nicht ohne Einschränkungen zu leisten ist, schließlich sind im Bürgergeld nur 45,02€ für Bus- und Bahntickets vorgesehen. Was ich gut finde ist, dass ich einfach in die Bahn einsteigen kann, ohne mir Gedanken um die Tarifstruktur machen zu müssen.

Doch weil die politisch Verantwortlichen kein Interesse haben, den Personenverkehr von der Straße auf die Schiene (oder in den Bus) zu bekommen, wird jetzt wieder über eine Preiserhöhung nachgedacht. Ich persönlich halte die 49 Euro für die Schmerzgrenze. Wie schon erwähnt, sind die Bürgergeldempfänger bei dem Preis bereits außen vor. Es gibt einige Subventionen, die zurückgefahren werden könnten, das wäre auch dringend erforderlich, nicht nur, um das Deutschlandticket weiterhin bezahlbar zu halten, sondern auch um das Bahnfahren attraktiver zu machen, denn es steht auch außer Frage, dass Menschys, die ein Auto zur Verfügung haben, dieses lieber nutzen werden, wenn sie im ÖPNV auf Verspätungen, Zugausfälle und Schienenersatzverkehr treffen. Ich persönlich habe kein Auto, kann mir auch zur Zeit keines leisten, ich bin somit auf das Fahrrad und den ÖPNV für weitere Strecken angewiesen. Und erst letzten Sonnabend hat sich, nicht zum ersten Mal, meine Fahrtzeit verlängert, weil Bäume auf den Schienen waren und die U-Bahn nicht durchfahren konnte. Der Schienenersatzverkehr hat natürlich nicht reibungslos funktioniert, immerhin bin ich nach 2 Stunden – 45 Minuten später als geplant – am Ziel angekommen.

Wenn der Preis für das Deutschlandticket erhöht wird, kann es sein, dass es sich für mich nicht mehr rechnet und für viele andere sicher auch nicht. Schon jetzt wird es Monate geben, in denen ich die 49€ nicht verfahren würde, wenn ich individuell Tickets kaufte. Doch wie gesagt, auch die Bequemlichkeit ist mir den Preis wert. Bei 59€ beispielsweise sähe es schon anders aus, dann müsste ich auf die Annehmlichkeit, einfach in die Bahn einsteigen zu können, verzichten und erstmal sehen, welches Ticket ich kaufe. Und für Bürgergeldempfänger wird es noch schwieriger, das Deutschlandticket zu finanzieren.

Neben den finanziellen Aspekten ist das Deutschlandticket auch ein Mittel zum Klimaschutz, wenn die Autos stehen bleiben und die Bahn genommen wird. Und auch die Aufenthaltsqualität beispielsweise in Hamburg steigt, wenn sich nicht jeder Pinneberger mit seiner Blechbüchse auf der Suche nach einem der raren Parkplätze durch die Straßen der Hansestadt quält. Und für die Menschys, die jetzt sagen „ja, in Hamburg schön und gut, doch bei uns auf dem Land sieht es anders aus“ muss der ÖPNV so verbessert werden, dass auch sie einen Nutzen daraus ziehen können. Die Bahn wird schon seit Jahrzehnten vernachlässigt und marode gespart, so dass wir jetzt richtig investieren müssen, wenn uns Klimaziele wichtig sind. Und diese Investitionen müssen selbstverständlich zu Lasten klimaschädlicher Subventionen gehen.

Ich wünsche mit daher Politiker:innen, die sich vor den Lobbyverbänden gerade machen und sie dafür in die Verantwortung nehmen, die Umwelt jahrzehntelang zerstört und dabei gut verdient zu haben. Und ich wünsche mit Bürger:innen, die auch ihre eigene Verantwortung annehmen und klimaschädliches Verhalten ablegen, in diesem Fall auf Fahrten mit verbrennungsmotorisierten Autos zu verzichten.

(BTW: Klimaschutz fängt auf dem Teller an.)