Ich musste feststellen, dass es auch Musiker gibt, die bei der Erwähnung eines veganen Produktes ausrasten, aber nicht vor Freude. Und das nur, weil das Musikhaus Thomann, lt. Wikipedia „der umsatzstärkste Musikalienhändler weltweit“, eine vegane Konzertgitarre ins Sortiment aufgenommen und dies bei Facebook beworben hat. Und ich habe wie so oft den Fehler begangen, die Kommentare zu lesen.

Es zeigt sich schnell, dass Musiker in der Tat kreativer sind als Kommentierende, die unter einen Beitrag über Veganismus Sachen posten wie „Darauf erstmal ein Steak!“. Musiker schreiben „Als nächstes will ich ein Drumset das nur aus Knochen, Fell, Fleisch und Blut hergestellt wird!!“.

Generell ist die Ahnungslosigkeit allerdings genauso hoch wie bei anderen kontroversen Themen. Was denn an einer Gitarre nicht vegan sein könne, fragen einige. Nun, dass die Instrumente nicht aus Hack gemacht sind, dürfte klar sein. Dafür kommen z. B. Perlmutt-Einlagen, Knochen, Schellack und Leim mit tierischen Bestandteilen zum Einsatz. Die von einigen Kommentierenden erwähnten Saiten aus Katzendarm werden dagegen bei Konzertgitarren schon lange durch Nylon-Saiten ersetzt. Es fehlt also auch hier das Wissen, wo überall tierische Bestandteile verarbeitet werden. Es sei denn, es geht darum, einer vegan lebenden Person Heuchelei zu unterstellen, dann ist klar, dass ein Smartphone nicht vegan ist.

Ansonsten gibt es zur veganen Gitarre Kommentare wie „WTF? Are you serious?“, „Jetzt fangt bloß ned a no mit dem Scheiß da o!!!“, „Noch bescheuerter geht’s nicht mehr…“ und „Auch ein Baum ist ein Lebewesen…!! Aber okay, wer es braucht….“. Die Pflanzenversteher dürfen ja nicht fehlen, die zwar kein Problem damit haben, dass für ihr Essen leidensfähige Lebewesen getötet werden, aber Empathie für gefällte Bäume entwickeln.

Kommen wir zur Gitarre selbst. Bereits 2020 hatte der Berliner Gitarrenbauer Armin Hanika eine vegane Konzertgitarre für den American Guitar Shop, auch in Berlin ansässig, gebaut. Das Hanika Vegan Modell 50MF ist dort noch immer erhältlich. Und auch Thomann ist nicht erst gestern auf den Zug aufgesprungen, sondern bereits im September 2023 mit dem Modell Hanika H-Thomann KEF Vegan. Wenn ich mir die Arbeiten von Armin Hanika anschaue, habe ich keine Zweifel, dass die vegane Gitarre mit den herkömmlich gebauten Modellen mithalten kann. Leider gibt es bei beiden Shops keine Kundenbewertungen.

Ich finde es sehr gut, dass in vielen Bereichen mittlerweile tierische Inhaltsstoffe ersetzt werden, das Unverständnis einiger – online wie offline – ist jedoch immer groß. Was denn bitte an Weichspüler nicht vegan sein könne oder an Rotwein? Warum gibt es vegane Holzkohle? Müssen Veganer immer Fleischprodukte nachbauen? Das darf dann aber nicht „veganer Leberkäse“ heißen! Es ist noch ein sehr langer Weg bis zu der Erkenntnis, dass Veganismus kein Trend ist, keine Sekte oder Religion, sondern die Zukunft.

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